Der vollständige Diskussionsbeitrag von Isa Siebert (22.Februar 99) :

Die Frage, zu welchem Arzt ich bei gesundheitlichen Problemen gehe stellte sich für mich bisher nicht, weil ich grundsätzlich erst zu meinem Hausarzt=Allgemeinarzt gehe. Dieser kennt mich im Laufe der Zeit umfassend (erspart mir auch jedesmal von Neuem zu erzählen, welche Krankheiten, Operationen oder sonstige Gebrechen ich hatte bzw. in meiner Familie vorkamen),und durch sein allgemein-umfassendes Wissen, konzentriert er sich bei der Behandlung nicht nur auf meinen z.B. Kopfschmerz, sondern erkennt/forscht hieraus auch nach anderen Ursachen/Gründen.

Für mich ist es eine selbstverständliche Vertrauenssache meines Arztes gegenüber, daß dieser mich, sollte er mit seinem "Latein am Ende sein" und es für notwendig erachten, einen Facharzt (spezifisches Problem/spezifischer Arzt) hinzuzieht. Daß dieses mein Denken und Handeln leider in vielen "Köpfen" noch nicht verankert ist, wurde mir selbst erst vor kurzem bewußt, nachdem meine Heiserkeit schon längere Zeit andauerte. Mein Vorgesetzter fragte mich, bei wem ich in Behandlung sei und ich erklärte bei meinem Hausarzt, ein Allgemein-Mediziner, worauf mein Chef antwortete, daß ich doch mal zu einem Spezialisten gehen solle (sprich einem Hausarzt traut man grundsätzlich die Behandlung sowie die Entscheidung für Weiteres nicht zu?)

Warum ich es noch für notwendig halte, daß Ärzte sich gegenseitig nicht nur informieren, sondern darauf abgestimmt sein sollten, wer sogenannter "erster Ansprechpartner" in allen gesundheitlichen Dingen ist, konnte ich vor ein paar Jahren am eigenen Leib erfahren:

Leider waren bei mir mehrere Zahnoperationen notwendig geworden. Nach der OP mußte ich noch 10 Tage lang Medikamente einnehmen. Daraufhin wurden körperliche Beschwerden im Magen-/Darmtrakt so stark, daß ich meinen Hausarzt aufsuchte. Die durch die OP veranlaßte Einnahme von Medikamenten brachte ich in keinster Weise in Erwägung - bis dato sah ich auch keinen Zusammenhang zwischen Zahnarzt=Facharzt und Hausarzt (zudem belief sich die Einnahme des Medikamentes nur auf einen kurzen Zeitraum und selbst wenn mich mein Hausarzt auf die Einnahme irgendwelcher Medikamente angesprochen hätte, hätte ich dies verneint, denn die OP sowie die Einnahme der Medikamente lagen bereits Wochen zurück). Weitere Wochen mit Schmerzen vergingen, so daß letztlich eine Magenspiegelung veranlaßt wurde, die natürlich (wie sich später herausstellen sollte) kein Ergebnis brachte. Nächste Zahnoperation , wieder Medikamente, noch schlimmere Beschwerden, so daß jetzt eine Darmspiegelung angesetzt wurde. Dieser konnte ich noch einmal entgehen, da ich durch einen Zufall nochmals die Beschreibung der Wochen vorher verordneten Tabletten las, meinen Arzt anrief und über die Einnahme dieser Tabletten informierte, der daraufhin die Darmspiegelung sofort absagte und meinte, daß mein Körper ein typisches Abwehrverhalten zeige und ich schlicht und ergreifend allergisch gegen dieses Medikament sei. Lange Rede, kurzer Sinn: Auch hier hatten wir eine fachärztliche Behandlung, ohne Information an den Hausarzt. Zeit, Kosten und Mühe hätten jedem von uns - Arzt, Patient, Kassen - erspart werden können.

Desweiteren habe ich beruflich mit "Betriebsunfällen" zu tun, so daß mir bekannt ist, daß bei einem Betriebsunfall der Verletzte erst zu einem "Durchgangsarzt" muß. Auch hier wieder die Frage: Warum? Dieser Arzt kennt den Patienten und dessen evtl. schon vorhandenen "Gebrechen" nicht (die evtl. durch diesen Unfall in Mitleidenschaft gezogen wurden und damit eine ganzheitliche Behandlung notwendig machten und veranlaßt werden könnte) und hat auch nicht in dem Maß das Vertrauen, welches sich der Hausarzt doch mit der Zeit "erarbeitet" hat und die grundsätzliche Basis zwischen Arzt und Patient darstellt. (in der Buchhaltung heißt es "keine Buchung ohne Beleg", ich behaupte "keine Behandlung ohne Vertrauen").

Liebe Grüße Isa

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